Matthias Arter Oboe und künstlerische Co-Leitung
Der Oboist und Komponist Matthias Arter wurde 1964 in Zürich geboren. Nach Studien in Zürich bei Peter Fuchs und Thomas Indermühle sowie in Freiburg im Breisgau bei Heinz Holliger etablierte er sich rasch als Kammermusiker und Solist, wobei er der zeitgenössischen Musik stets einen besonderen Stellenwert gab. Heute ist er Dozent an der Hochschule der Künste Bern, Solooboist im Kammerorchester Basel, Mitglied des Collegium Novum Zürich und wirkt als Oboe Coach bei der Lucerne Festival Academy. Ausserdem trägt er die künstlerische Verantwortung für verschiedene Ensembles und Projekte wie etwa pre-art und betätigt sich im wissenschaftlichen Feld der Interpretationsforschung auf der Basis historischer Aufnahmen.
Arter hat zahlreiche solistische CDs mit zeitgenössischer Musik und Improvisationen herausgegeben, wie “Oboe solo” (pan classics), “Oboe plus” (col legno) sowie “Couleurs” (en avant records). Daneben sind auch das Gesamtwerk für Oboe von Charles Koechlin (en avant) und die Sinfoniae Concertante von Wolfgang Amadé Mozart, Joseph Haydn, Ignaz Pleyel und Bohuslav Martinu (mit dem Kammerorchester Basel, Sony und arte nova), sowie Aufnahmen mit dem Ensemble æquatuor (ECM, en avant und MGB) erhältlich. Auf einer neueren CD (pre-art music) kombiniert Arter zwei Oboenkonzerte, die eigens für ihn komponiert wurden (von William Blank und Emre Sihan Kaleli), mit drei Solostücken der 50er-Jahre von Benjamin Britten, Paul Huber und Heinz Holliger. 2009 erschien bei NEOS eine Portrait-CD mit Solostücken, die Arter zwischen 1993 und 2006 komponiert hatte. Sein kompositorisches Oeuvre umfasst ausserdem Kammermusik, Vokal- und Orchesterwerke. Mit „...Wotan...“ schuf er 2013 das erste konzertante Werk für die neu erfundene Bassoboe, das Lupophon. Eine seiner jüngeren Arbeiten, „Aquarell über Bachs Ricercar a 6“ für Kammerorchester, wurde in den grossen Konzertsäälen Europas gespielt, so dem Konzerthaus Berlin, dem Musikverein Wien, der Tonhalle Zürich und der Philharmonie Köln.
Arter tritt solistisch (u.a. mit dem Kammerorchester Basel, dem Lemanic Modern Ensemble oder dem Berner Kammerorchester) und als Kammermusiker bei zahlreichen Festivals und Konzertreihen auf, so dem Lucerne Festival, den Wittener Tagen für neue Kammermusik, dem IRCAM Paris, der Biennale Zagreb, den Migros Classics und den World Music Days.
Seit Ende 2021 ist er beim CNZ auch als künstlerischer Leiter tätig, zunächst ad interim und bis im Sommer 2022 gemeinsam mit Susanne Peters. Ab der Saison 2024/25 bildet er für zwei Jahre gemeinsam mit Andri Hardmeier die künstlerische Co-Leitung des CNZ.
Fragebogen
Woher kommst du?
Aus Volketswil, einem mittelgrossen Dorf am unteren Ende des Zürcher Oberlandes. Es liegt zwischen zwei Hügeln und beherbergt eine Kirche mit wunderbaren Fenstern des Künstlers Max Hunziker, die mich bereits in meiner Kindheit nachhaltig geprägt haben.
Welche Musik hörst du im Moment?
Kompositionen, die wir in den nächsten zwei bis drei Jahren mit dem CNZ spielen werden, und Musik derjenigen Komponist·innen, die wir mit Aufträgen beehren möchten.
Worüber hast du zuletzt laut gelacht?
Über Meldungen in einem Chat mit dem vielsagenden Titel «Composers/food», der nun seit über fünf Jahren läuft. Es dürfen nur kulinarische Verballhornungen von Musiker·innen-Namen reingeschrieben werden – etwa Hanspeter Kywurst, Manon St.Pierremuscamembert oder Gilles Grimbergen. Das Beste ist, dass viele frankophone Leute dabei sind, was zu Wortspielen wie etwa Heinz au Liqueur oder (beim Ausweiten der Thematik) Der Baba au ring mit Nidel geschwungen führt.
Wo wärst du heute, wenn du nicht Musiker geworden wärst?
Vermutlich ebenfalls in Volketswil.
Wofür bist du dankbar?
Für alles. Eine Aufzählung würde den Rahmen dieser kleinen Zeitung bei Weitem sprengen.
Was ist dein Pet Peeve («Lieblings-Ärgernis»)?
Uiuiui, das fragst du besser meine Frau… Oder vielleicht doch lieber nicht.
Für wen spielst du am liebsten?
Für meine Student·innen, denn sie hören immer nur das Positivste und Beste und sind (hoffentlich, in der Regel) äusserst dankbar für mein Vorspielen. Ich gebe aber gerne zu, dass ich sehr oft auch gerne mir selber vorspiele, sogar wenn ein zahlreiches Publikum anwesend ist: Spielen heisst ja immer auch Zuhören, nicht?
Was sammelst du?
Früher habe ich Sportresultate und -berichte gesammelt (ganz analog: Zeitungspapier ausgeschnitten und auf Papier geklebt), auch Briefmarken und Spielzeugautos. Später Platten, CDs und Partituren. Unterdessen sind es wertvolle Momente, die ich sammle und sorgsam verwahre.
Mit wem würdest du gerne einen Tag lang tauschen?
Mit meinem Sohn. Da würde ich ziemlich viel über mich erfahren.
Welche Erfindung braucht die Welt?
Den Schlüssel zum Frieden. Leider noch immer.
Was wolltest du schon immer mal gefragt werden?
Verstehst du die Weltgeschichte?
(Mai 2024)